Michelle Obama fast unsichtbar auf Mallorca
Zwei Stunden lang stand Mallorca am Sonntag im Fokus der Weltöffentlichkeit. Vom Besuch der US-Präsidentengattin Michelle Obama bekamen die Bewohner der Insel aber so gut wie nichts mit.
PALMA DE MALLORCA/SPANIEN (09.08.2010): War da was? Diese Frage könnte zumindest die Öffentlichkeit auf Mallorca stellen angesichts der Kurzvisite von Michelle Obama am Sonntag in Palma. Für ein zweistündiges Tête-à-tête war die First Lady der USA von Marbella aus auf die Balearen gekommen, um mehr oder weniger unsichtbar für die Menschen hinter den Mauern des Marivent Palastes zu verschwinden.
Bei der Ankunft auf dem Militärflughafen von Son Sant Joan begrüßten Balearen-Ministerpräsident Francesc Antich, der Vertreter der spanischen Regierung auf Mallorca, Ramon Socias, der spanische Botschafter in Washington, Jorger Dezcallar, und sein amerikanischer Kollege in Madrid, Alan Solomont, den hohen Gast noch an der Gangway. Danach wurde die Präsidentengattin in einem Konvoi, bestehend aus fünf schwarzen, gepanzerten Chevorelt-Vans, die von einigen Polizeifahrzeugen eskortiert wurden, zum Palast gefahren. Während der Fahrt sperrte die Polizei die Auf- und Abfahrten zur Autobahn. Bereits Stunden zuvor hatte die Polizei 15 strategische Punkte entlang der Route besetzt.
Vor dem Marivent hatten sich etwa 50 Michelle-Fans versammelt, um die First Lady mit Plakaten und Begrüßungsrufen zu empfangen. Auf das Gelände des hermetisch abgeriegelten Palastes kam keiner außer den Amerikanern rein. Im Hof nahmen König Juan Carlos, Königin Sofía und Prinzessin Letizia Michelle Obama und Töchterchen Sasha in Empfang. Die Begrüßung dauert keine fünf Minuten. Schließlich noch ein Gruppenbild auf der Treppe, dann verschwanden die Gäste im Innern, wo sie etwa zwei Stunden lang blieben und das Menu, bestehend aus Gazpacho, Steinbutt, Rindermedaillons und Tumbet, genossen. Um 14.30 Uhr machten sich die Besucher wieder auf die Heimreise nach Washington. Ein Abstecher nach Palma oder sonstige öffentliche Auftritte – Fehlanzeige.
Heute wird sich Michelle Obama in den USA mit ihrem missglückten viertägigen Abstecher nach Spanien auseinandersetzen müssen. Was als normaler Mutter-Kind-Urlaub geplant war, geriet in den Augen der amerikanischen Öffentlichkeit völlig aus den Fugen. Kritik entzündete sich in den US-Medien an dem Luxusgehabe der First Lady in Andalusien.
Das kam schlecht an, zumal zu Hause in den USA Gatte Barack Obama die schlechtesten Arbeitsmarktzahlen seit Jahren verkündete und die Umfragewerte des Präsident auf einen Tiefstand angelangten. In dieser Situation also ließ es die 46-Jährige in Spanien krachen, mietete im spanischen Luxus-Urlaubsort Marbella laut „New York Times“ 30 Zimmer in einem Fünf-Sterne-Hotel an, um einen Tross aus Freunden und Sicherheitsbeamten unterzubringen.
Zwar zahlte Obama die Kosten von etwa 300 Euro pro Nacht für ein Zimmer aus der Privatschatulle, aber auf Kosten des US-Steuerzahlers gingen Security und Flug. Die Kosten für die Präsidentenmaschine Air Force Two betrugen laut der Boulevardzeitung„New York Daily News“ 148.000 Dollar. Einen schlechten Eindruck zu Hause hinterließen auch die öffentlichen Auftritte.
So musste die spanische Polizei extra einen Strandabschnitt sperren, damit die neunjährige Sasha im Meer baden konnte. Und ihre Besichtigungstouren absolvierte Michelle Obama regelmäßig in Begleitung eines großen Trosses von Sicherheitsbeamten und Presseleuten. Im Blog „Politics Daily“ stellte ein Schreiber die provokative Frage: „Ist diese opulente Reise die richtige Botschaft in diesen harten wirtschaftlichen Zeiten?“
Dies alles trug dazu bei, dass sich die Spanienreise mehr und mehr zum Politikum entwickelte und laut „Spiegel“ im Washingtoner Sommerloch ein neues Phänomen eintrat: First Lady-Bashing, also Einschlagen auf die First Lady. Und der Mallorca-Abstecher: "Wenigstens dort ist die Reise ein Erfolg", kommentierte die "New York Daily News" dem Trip voller Hohn.
Die Insel selbst dürfte sich in dem Glanz sonnen, zwei Stunden im Fokus der Weltöffentlichkeit gestanden zu haben - ohne wirklich etwas davon zu haben außer einem kurzen PR-Blitzlicht.
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