Quallenplage auf Ibiza – kommen die Killerquallen zurück?
In der vergangenen Woche sind an der Nordküste der Baleareninsel Ibiza tausende Quallen mit blauen Segeln angespült worden. 2009 sorgte die auch Mörder-Meduse genannte, hochgiftige Portugiesische Galeere vor Mallorca, Ibiza und Formentera für Angst und Schrecken. Kommen die Killerquallen jetzt zurück?
Die Portugiesische Galeere war es nicht, die in der letzten Woche zu Tausenden an den Stränden in der Nähe von Sant Antoni auf Ibiza angespült wurde. Die hochgiftige Meduse tritt im Mittelmeer nicht in solchen Mengen auf.
Es waren Segelquallen, deren Nesselfäden die Haut eines Menschen nicht durchdringen können und daher völlig ungefährlich sind. Die Quallenart mit dem markanten blauen Segel über der Wasseroberfläche, das sie wie ein Schiff zur Fortbewegung nutzen, tritt oft in riesigen Schwärmen auf, die gigantische Ausmaße von 260 Kilometern Länge erreichen können. Da sie nicht selbständig die Richtung ändern können, werden sie häufig an den Strand gespült. Außer einer gründlichen Strandreinigung müssen nach so einem Massenauftreten keine weiteren Maßnahmen getroffen werden.
Im Mittelmeer gibt es viele verschiedene Quallenarten. Der Urlauber bekommt sie meistens nur als eklige, glibberige Masse am Strand zu sehen. Im offenen Meer sind sie wahre Schönheiten. Leider können sie aber auch sehr gefährlich sein. Die meisten Quallenarten fangen ihre Beute mit Hilfe von Tentakeln, die mit Nesselzellen ausgestattet sind. Werden diese berührt platzen die Zellen mit der Geschwindigkeit einer Gewehrkugel auf und injizieren ein giftiges Sekret unter die Haut des Opfers. Da Quallen ihre Beute nicht verfolgen können, ist ein schnell wirkendes Gift die einzige Möglichkeit, die meist viel flinkeren Beutetiere zu erwischen.
Auf Menschen haben sie es dabei allerdings nicht abgesehen. Trotzdem kommt es immer wieder zu Unfällen, da die Nesselzellen auf jede Berührung reagieren und nicht zwischen Mensch und Fisch unterschieden können. Und auch beim Menschen kann das lähmende Toxin verheerende Auswirkungen haben. Nicht umsonst gilt die Würfelquelle als das giftigste Tier der Erde. In Australien müssen jedes Jahr ganze Strandabschnitte meerseitig abgesperrt werden, und die Menschen gehen nur mit quallensicheren Anzügen ins Wasser. Das hat seinen Grund. Das Gift der Würfelqualle tötet innerhalb von wenigen Minuten unter unvorstellbaren Schmerzen. Im Mittelmeer kommt diese Art aber nicht vor.
Die meisten Quallen, die rund um die Balearen vorkommen, sind für den Menschen ungefährlich, ihre Nesselkapseln können die Haut des Menschen nicht durchdringen. Aber es gibt auch einige Kandidaten, die zumindest starke Schmerzen auslösen können. Zu ihnen gehören die Kompassquallen und die berüchtigte Leuchtqualle. Ihren Namen hat diese Unterwasserschönheit, weil sie aufleuchtet wenn sie berührt wird. Besonders gut ist das in der Nacht zu sehen, daher ihr lateinischer Name Pelagia noctiluca (die Nachtleuchtende).
Ausprobieren sollte man das aber auf keinen Fall.
Ein Kontakt mit den mit bis zu 10.000 Nesselzellen besetzten Tentakeln löst augenblicklich starke, stechende Schmerzen aus, und es bilden sich Quaddeln, die nur sehr langsam abheilen. Bei großflächigem Kontakt kann es sogar zur Bewustlosigkeit kommen. Im Jahr 2007 gab es durch Leuchtquallen alleine an Kataloniens Stränden 22.000 Verletzte. Das massenhafte Auftreten der Tiere sorgt Jahr für Jahr für Schlagzeilen. Von Mai bis Oktober müssen auch auf Mallorca regelmäßig Strände gesperrt werden.
Die Quallen kommen dabei nicht absichtlich in die Nähe des Menschen – sie werden angeschwemmt. Für die Nesseltiere bedeutet das den sicheren Tod. Schon eine Luftblase unter dem Schirm ist für eine Qualle tödlich.
Die Frage ist, warum sich die Meldungen über Quallenplagen an den Stränden nicht nur auf den Balearen, sondern weltweit häufen.
Schuld ist wieder einmal der Mensch. Durch die Überfischung der Weltmeere fehlen den Quallen vor allem die natürlichen Feinde. Dazu kommt noch, dass, vor allem am Mittelmeer, durch den Klimawandel immer weniger Regen fällt. So fließt weniger Süßwasser ins Meer, das früher eine natürliche Barriere für die Quallen bildete. Und nicht zuletzt finden die Tiere durch die Erwärmung des Wassers bessere Lebensbedingungen.
Auch immer mehr Arten, die im Mittelmeer eigentlich nichts zu suchen haben, werden in den letzten Jahren häufiger gesichtet. Zu ihnen gehört die eingangs erwähnte Portugiesische Galeere. Diese Art, die wie die harmlose Segelqualle eigentlich aus tausenden voneinander abhängigen Polypen besteht, gehört zu den giftigsten Nesseltieren der Welt. Das Tier hat bis zu 30 Meter lange Tentakel, an denen bis zu 1000 Nesselzellen pro Quadratzentimeter sitzen. Schon ein Hautkontakt reicht aus, damit das Gift seine Wirkung entfalten kann. Es führt zu einer Verkrampfung der Muskeln - Atemstilltand und Herzversagen sind die Folge.
Das Tückische ist, dass Schwimmer das Tier oft noch nicht einmal gesehen haben, wenn sie mit dem Gift in Berührung kommen.
Im Mai 2009 tauchten immer wieder Portugiesische Galeeren vor der Küste der Balearen auf. Die Balearen-Regierung schickte täglich von allen Häfen Schiffe aufs Meer um die Tiere einzufangen und an Land zu vernichten.
In diesem Jahr wurden bisher noch keine dieser unerwünschten Gäste im Mittelmeer gesichtet. Aber es ist nur eine Frage der Zeit bis der erste Leuchtquallenschwarm der Saison Mallorcas Küsten erreicht.
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