Generalstreik: Null Problemo in der Schinkenstraße

PALMA DE MALLORCA / SPANIEN (30.09.2010): Der Generalstreik auf Mallorca und den Balearen dürfte als einer der ruhigeren in der Geschichte der sieben Arbeitskämpfe dieser Art seit Ende der Franco-Diktatur eingehen. Eigentlich war der gestrige Mittwoch fast wie ein normaler Arbeitstag oder wie eine spanische Zeitung schrieb: „Kein Streik war so wenig ‚General‘ wie dieser.“ Selbst die Gewerkschaften geben die Beteiligungsquote mittlerweile mit durchschnittlich 68 Prozent an und sprechen von einer Kluft zwischen  den organisierten und nichtorganisierten Beschäftigten.

Die meisten Arbeitnehmer, sowohl im öffentlichen als auch privaten Sektor, gingen offenbar ganz normal ihren Jobs nach. Spürbar waren die Auswirkungen des Protestes am ehesten noch im Transportwesen mit überfüllten Bussen in den Vormittagsstunden und einigen Flugausfällen. Am Drehkreuz Palma verkehrten aber auch bis zum Abend immerhin 65 Prozent der für diesen Tag vorgesehenen Maschinen. Insgesamt starteten und landeten 235 von 362 Flugzeugen. Ursprünglich vorgesehen waren laut dem Abkommen zwischen Gewerkschaften und Regierung 50 Prozent.

In der engmaschigen durchgeplanten Luftverkehrswelt führte die geringere Flugquote als sonst trotzdem zu einigen Störungen.  So wurden am Flughafen Son Sant Joan von Palma zeitweise keine Flieger mehr betankt, wie Reiseveranstalter Tui meldete. Auch Transferbusse sollen blockiert worden sein. Trotzdem verkehrten rund 85 Prozent der Busse. Die Auswirkungen des Streiks waren auch in Deutschland zu spüren.  

In Frankfurt etwa fiel rund ein Drittel aller Spanien-Flüge aus, darunter auch viele Flüge nach Mallorca. Trotzdem gab es keine lange Warteschlangen an Abflugschaltern. Viele Reisende hatten von dem Angebot der Airlines Gebrauch gemacht und ihre Flüge umgebucht.

In Palma herrschte gestern rege Betriebsamkeit mit fast normalem Verkehr. Rund 80 Prozent des öffentlichen Nahverkehrs funktionierte, auch die Regionalverbindungen wurden zu etwa 55 Prozent bedient. Die städtische Busgesellschaft EMT verzeichnete 63 Transportmittel, die im Einsatz waren, das waren mehr als der mit den Gewerkschaften ausgehandelte Kompromiss vorsah. Im Hafen sprachen die Gewerkschaften von einer Streikquote ovn 40 Prozent, die Hafenbehörde nur von 11 Prozent.

Das übrige öffentliche Leben lief auch weitgehend normal ab. In den große Kaufhäusern und Supermärkten herrschte der übliche Andrang, die vereinzelten Streikposten vor den Türen etwa des Kaufhauses El Corte Inglés störten den Ablauf nicht. Auch die Touristenbusse in Palma verkehrten. Auffällig war höchstens, dass die Blumengeschäfte in der Flaniermeile Born geschlossen hatten.

In den Touristenhochburgen wie der Playa de Palma gab es ebenfalls keine Störungen. In den meisten Hotels arbeitete die ganze Belegschaft.  Auch in der Schinkenstraße von Arenal waren sämtliche Geschäfte, Restaurants und Bars geöffnet. Die Protestmärsche der fahnenschwingenden Gewerkschaftler waren höchstens Fotomotiv der zahlreichen Urlauber. Zwischen fälle gab es keine.