Bingo-Krieg auf Mallorca
Jahrelang haben die mallorquinischen Rentner in ihren Treffs Bingo gespielt. Bis vor ein paar Tagen die Polizei drei Einrichtungen gestürmt und geschlosssen hat. Jetzt tobt auf der Insel ein skurriler Bingo-Krieg.
PALMA DE MALLORCA / SPANIEN (21.10.2010): Es waren keine Eta-Terroristen und auch keine Drogenhändler, die die mallorquinische Polizei dieser Tage auf der Insel aufs Korn nahm, sondern harmlose Rentner. Und was diesen passierte, erinnert ein bisschen an die skurrilen Monty Python-Filme.
Die Rentner spielten in einer kirchlichen Einrichtung Bingo mit Einsätzen von 10 Cent, als Polizeibeamte mit dem Kommando „Achtung, hier ist die Polizei, niemand rührt sich vom Fleck“ die Tagesstätte stürmten und die vermeintliche Glücksspielband hochnahmen. Grund für das rabiate Vorgehen war eine Anzeige des Verbandes der Glücksspielbetriebe. Dieser kämpft derzeit an mehreren Fronten gegen unerwünschte Konkurrenz. Zum einen wehrt man sich gegen die Genehmigung eines Spielkasinos im Einkaufszentrum von Porto Pi, zum anderen sieht man auch in den Bingo-Veranstaltungen der Seniorenzentren einen unlauteren Wettbewerb. Dies führte dazu, dass die Polizei drei solcher Klubs schloss und die Bingo-Geräte konfiszierte.
Jetzt hat die Insel einen skurrilen Konflikt am Hals, dessen Ausgang offen ist. Die Rentner-Clubs haben zwar inzwischen wieder geöffnet, Bingo ist dort vorerst aber auf Anordnung des Innenministeriums und der Abteilung für Glücksspiel nicht mehr erlaubt. Die Kirche hält das für einen Skandal, die Behörden wiederum sehen sich auf der sicheren rechtlichen Seite.
„Wenn es Anzeigen von den Spielhallenbesitzern gibt, sind wir zum Einschreiten gezwungen“, sagt ein Sprecher des balearischen Innenministeriums. Gleichzeitig äußert man Verständnis für die Senioren, in den Tageseinrichtungen Bingo zu spielen. Man wartet daher jetzt die Berichte der Fachleute ab und entscheidet dann über die Zukunft des Bingo-Spiels.
Die Rentner selbst verlegen sich in der Zwischenzeit aufs Karten spielen, verstehen aber die Welt nicht mehr. „Wir haben unser ganzes Leben gespielt, und es ist nie etwas passiert“, sagt Juan Terrassa, Vorsitzender der Vereinigung für den dritten Lebensabschnitt von Capdepera. „Jedem müsste klar sein, dass wir uns hier nicht bereichern.“ Terrassa wie auch andere Vertreter der mallorquinischen Seniorenorganisation fordern daher von der Regierung, dass man das Bingo spielen wieder erlaubt.
Klicken Sie hier, um den Artikel an einen Freund zu senden
Weitere Meldungen: