Aschewolke: Müssen wir bald mit dem Auto nach Mallorca?
Was passiert, wenn auf Island noch mehr Vulkane ausbrechen, wie einige Forscher vermuten? Können wir bald nur noch mit dem Auto und der Fähre auf Deutschlands liebste Ferieninsel?
Der isländische Vulkan Eyjafjallajökull gibt einfach keine Ruhe. Zwar haben sich die Ausbrüche in den letzten Tagen leicht abgeschwächt und die Aschewolke bewegt sich momentan von uns weg, aber Grund zur Entwarnung ist das noch lange nicht. Schon eine kleine Änderung im Wettergeschehen oder eine neue Verstärkung der Eruption, mit der man immer noch rechnen muss, und die nächste Luftraumsperrung steht an. Eine Flugbuchung auf die Balearen bleibt damit für die Dauer des Vulkanausbruchs ein Glücksspiel.
Dabei ist der Eyjafjallajökull noch einer der kleineren Vulkane Islands. Viel mehr Sorgen macht den Forschern der nur 25 Kilometer entfernten „Katla“, der zweitgrößte Vulkan der Insel.
Sein Krater ist zehn Kilometer breit, 14 Kilometer lang und bis zu 700 Meter tief. Eis füllt den Krater bis über den Rand. Bricht er aus, kommt es in Island zu einer Flutkatastrophe, bei der mehr Wasser in der Sekunde den Berg hinab schießt als im Mündungsgebiet des Amazonas ins Meer. Wenn das Wasser auf das Magma trifft, explodiert er besonders heftig. Die Aschewolken, die der Katla in die Atmosphäre schleudern würde, wären um ein Vielfaches größer als die des Eyjafjallajökull. Den letzten großen Ausbruch hatte der Vulkan im Jahr 1918. Normalerweise bricht er zwei Mal in einem Jahrhundert aus. Die nächste Eruption ist also schon überfällig. Besonders brisant: Zwei der letzten drei Ausbrüche folgten direkt auf die des Eyjafjallajökull.
Und der Katla ist nicht der einzige isländische Vulkan, den die Forscher besonders im Auge haben: Am Hekla beobachten Geologen, dass das Gipfeleis anfängt zu schmelzen, heiße Magma scheint nach oben zu steigen. Auch dieser Vulkan hat einen regelmäßigen Zyklus. Er bricht etwa alle 10 Jahre aus. Der letzte Ausbruch war im Jahr 2000.
Unter dem Grimsvötn, einem der aktivsten Vulkane Islands, rumort es auch seit Wochen, Erdbeben kündigen einen bevorstehenden Ausbruch an. Bei seinem letzten Ausbruch im Jahr 2004 schleuderte auch er so viel Asche in die Luft, dass der Luftraum bis nach Norwegen teilweise gesperrt werden musste
Isländische Vulkane haben schon immer Folgen für Europa gehabt. Als im Jahr 1783 der Laki ausbrach, starben in Island 10.000 Menschen an Hungersnöten und Missernten und tausende weitere in dem darauffolgenden, besonders harten Winter in ganz Europa.
Ob diese Vulkane tatsächlich schon bald ausbrechen oder ob sie sich einfach wieder beruhigen, kann keiner sagen. Dazu ist das Verhalten der Feuerberge einfach zu unstet, und selbst durch genauste Beobachtungen kann niemand vorhersagen, ob tatsächlich eine Eruption stattfindet.
Auch am Eyjafjallajökull gab es schon wieder Entwarnung nach den leichteren Ausbrüchen im März, als sich am 14. April eine neue Spalte öffnete und der eigentliche Ausbruch begann.
Ein besonders krasses Beispiel für die Unvorhersehbarkeit von Vulkanausbrüchen ist der Mount St. Helens. Der Vulkan im Nordwesten der USA war 1980 zwar schon länger aktiv, aber am Morgen des 18. Mai gab es keine Anzeichen für einen bevorstehenden Ausbruch. Um 8:32 Uhr explodierte der Gipfel des Berges, tötete 53 Menschen und verwüstete 500 Quadratkilometer Land. Andere Vulkane dagegen zeigen alle Anzeichen und brechen dann doch nicht aus.
Und wie lange die Eruption des Eyjafjallajökull noch dauert, ist zurzeit ebenfalls nicht abzusehen. Man kann sich bei Vorhersagen nur auf historische Daten stützen. Der letzte Ausbruch des Vulkans im Jahr 1821 zog sich mit Unterbrechungen 15 Monate bis 1823 hin. Und direkt auf diesen Ausbruch folgte eine Eruption des Katla.
Für die Tourismusindustrie auf den Balearen wäre das heute eine Katastrophe. Bisher haben die Aschewolke und die damit verbundenen Flugausfälle auf den Inseln einen Schaden von etwa 60.000 Euro angerichtet.
Die Hoteliers fürchten um die Hauptsaison, denn viele Urlauber sind verunsichert – wer möchte schon seinen wohlverdienten Sommerurlaub auf gepackten Koffern auf dem Flughafen verbringen.
Um ein Chaos wie im April zu vermeiden, wurden inzwischen die Vorhersagemethoden verbessert. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat zusammen mit der Deutschen Flugsicherung ein Verfahren entwickelt, das die großräumigen Prognosen des Volcanic Ash Advisory Centers (VAAC) zu detaillierteren räumlichen und zeitlichen Vorhersagen verdichtet. So kann die Sicherheitslage für einzelne Flughäfen besser beurteilt und unnötig lange oder großflächige Luftraumsperrungen vermieden werden.
Doch wenn sich das Wetter ändert und die Asche direkt über Deutschland oder Spanien geweht wird, helfen die besten Prognosen nichts, dann ist der Luftraum dicht. Und wenn sich dann auch noch die Ausbrüche verstärken oder neue Vulkane hinzukommen kommen, kann niemand sagen, wie lange die Flieger am Boden bleiben müssen.
Was dann noch bleibt ist, sich ins Auto zu setzten und der Route du Soleil durch Frankreich in Richtung Barcelona zu folgen. Dort stehen große Autofähren für die Überfahrt nach Mallorca bereit - ganz ohne Ausfallgefahr durch Vulkanasche.
Foto: © Anders Peter Amsnæs - Fotolia.com
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