Incas neuer Tempel des Schuhkults
Namen wie Camper, Lottusse und Farrutx kennt man auf der ganzen Welt. Kaum jemand aber weiß, dass die Kultschuhe aus Inca auf Mallorca stammen, wo die Herstellung der Fußbekleidung eine lange Tradition hat. Dieser widmet sich das neueste Museum der Balearen.
In Inca erblickte gestern das neueste Baby der mallorquinischen und auch balearischen Museumslandschaft das Licht der Welt. Die Rede ist vom Schuh- und Ledermuseum, das in einer umgebauten alten Kaserne untergebracht ist. Das „Museu del Calçat i de la Pell“, wie es auf Katalanisch heißt, residiert auf über 2000 Quadratmetern in der früheren Kaserne „General Luque“ im gleichnamigen „Quartel General Luque“.
Stadt und Tourismusministerium investierten insgesamt 3,8 Millionen Euro, um das Gebäude museumsgerecht umzubauen. Die Besucher erwarten vor allem Einblicke in die historische Herstellung der Fußbekleidung, die in Inca bekanntlich eine lange Tradition hat. Zu sehen sind historische Maschinen und Werkzeuge – allerdings vorerst keine Schuhe. Grund für diese Lücke im Museumsangebot ist die angespannte Finanzlage.
Die Ausstellung soll aber nach und nach erweitert werden, erklärte Bürgermeister Pere Rotger. Auch ein Museumsshop ist geplant, in dem die Schuhhersteller der Region ihre Produkte verbilligt verkaufen sollen. Wegen der angespannten Haushaltslage gibt es vorerst auch keinen Museumsleiter, und den laufenden Betrieb des Hauses halten vorerst zwei abgestellte Rathausangestellte aufrecht. Die Stadt sei jedoch bereits auf der Suche nach einem geeigneten Direktor der Kultureinrichtung, sagte Rotger.
Mit dem Schuh- und Ledermuseum will die drittgrößte Stadt Mallorcas Tagesausflügler anlocken. Bislang gibt es in der 29.450 Einwohner-Stadt eine Reihe von Outlets, die bei Besuchern der Insel beliebt sind. Ansonsten hat die Stadt in der Inselmitte nicht viel für Touristen zu bieten.
Ein Pfund, mit dem Inca allerdings wuchern kann, ist die Schuhherstellung. Die hat in Es Raiguer, wie die Region genannt wird, und insbesondere in Inca eine lange Tradition. Bereits zu Zeiten der katalanischen Eroberung im 13. Jahrhundert siedelten sich Schuhmacherzünfte in der Gegend an, es sind damit die ältesten ihrer Art auf Mallorca. Im Laufe der Zeit hat sich das Leder- und Schuhhandwerk zu einem veritablen Industriezweig mit Weltruhm entwickelt. Marken wie Camper, Lottusse, George´s, Barrats, Farrutx, Munper, Asinca und Kollflex sind heute die bekanntesten Marken, die über Spanien hinaus bekannt sind.
Das neue Museum ist eine Hommage an die Tradition und die Bedeutung der Schuh- und Lederherstellung in der Inselmitte. Dafür wurde die alte Kaserne eines früheren Kavallerieregiments umgebaut. Während das Äußere des alten Gebäudes erhalten wurde, hat man das Innere konsequent modernisiert. Weiß dominiert in den zwei Geschossen, in denen das Museum untergebracht ist.
Das Erdgeschoss verfügt über knapp über 1000 Quadratmeter, das Obergeschoss bietet noch einmal 800 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Zwar ist die Zahl der Exponate und die ganze Infrastruktur derzeit noch übersichtlich, das soll sich aber in Zukunft ändern. Im Erdgeschoss soll es Konferenzen geben, weitere Räume sollen Platz für Forschungszwecke oder auch eine Bibliothek bieten.
Die ständige Sammlung des Museums ist im ersten Stock ausgestellt und über eine Rampe erreichbar. Der entkernte Ausstellungsraum wirkt großzügig und freundlich, weiße Säulen strukturieren die Präsentation. In den nächsten zwei Jahren will das Tourismusministerium nach den bisherigen Plänen rund 100.000 Euro in das neue Museum investieren, um das touristische Angebot vor allem außerhalb der Saison attraktiver zu machen.
Der Eintritt in das Museu del Calçat i de la Pell ist derzeit noch kostenlos.
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