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Donnerstag, 23.09.2010

          

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Haialarm vor Andratx

Vor der Küste Mallorcas, in der Nähe von Andratx, sind in den letzten Wochen gleich zwei riesige Haie tot aufgefunden worden. Einige Urlauber machen sich Sorgen – Wie gefährlich ist das Baden im Mittelmeer wirklich?

Die Haie, die im Juli tot in den Gewässern vor der Südwestspitze gefunden wurden, waren über vier Meter lang und über 500 Kilogramm schwer. Dabei waren beide Tiere noch nicht einmal Riesen ihrer Art. Der Stumpfnasen-Sechskiemerhai kann über fünf Meter lang werden und ein Gewicht von bis zu 700 Kilo erreichen. Der größte Hai dieser Art wurde im Dezember 2000 in der Straße von Messina (Italien) gefangen – er war etwa 5,6 Meter lang.

Riesige Tiere die, so könnte man meinen, einem unvorsichtigen Schwimmer  zum Verhängnis werden können. Aber weit gefehlt: Trotz seiner beachtlichen Größe ist diese Haiart für den Menschen nicht gefährlich. Er ist eher ein gemächlicher, nachtaktiver Vertreter seiner Art und sehr neugierig. Er kommt gelegentlich Tauchern recht nahe, aggressiv ist er dabei aber nicht. Er jagt Fische, Kopffüßer, Krebstiere, Weichtiere, Meeressäuger und frisst Aas aller Art. Normalerweise lebt er in Tiefen von etwa 500 Metern, aber im Sommer folgt er seiner Beute nachts bis an die Wasseroberfläche. Dem Sechskiemerhai hat seine Eigenart sich an Schiffsrümpfen zu scheuern um Parasiten loszuwerden den Ruf eingebracht, bewusst Boote zum kentern zu bringen, um Schiffsbrüchige zu fressen - eines von vielen Missverständnissen zwischen Mensch und Hai. Tatsächlich ist es weltweit noch nie zu einem Angriff eines Sechskiemerhais auf einen Menschen gekommen.

Dafür gibt es im Mittelmeer ganz andere Kandidaten. Von den 49 Haiarten, die in dem Gewässer nachgewiesen sind, sind 15 für den Menschen potentiell gefährlich! Darunter sind auch Arten wie der Tigerhai oder der Blauhai, mit denen es in anderen Weltmeeren häufig zu Unfällen kommt.

Und wer denkt schon gerne daran, dass sich auch Spielbergs  Monster, der weiße Hai, vor Mallorcas Küsten tummelt? Von 1930 bis 1976 gab es 30 dokumentierte Sichtungen des bis zu acht Meter langen Räubers rund um die Insel. Seit 1976 allerdings keine einzige mehr – was aber nicht bedeutet, dass es ihn nicht mehr gibt. Immer wieder werden Meeressäuger mit den typischen Bissspuren angeschwemmt. Und sie sind nicht nur gelegentliche Besucher – Wissenschaftler vermuten, dass das Mittelmeer zu den wichtigsten Fortpflanzungsgebieten dieser Haiart gehört. Dafür gibt es handfeste Beweise, denn die meisten Tiere, die in den Netzen von Fischern landen sind trächtige Weibchen oder Jungtiere.   

Wenn Sie jetzt daran denken ihren Badeurlaub auf Mallorca dann doch lieber im Pool zu verbringen, dann können wir Sie beruhigen. Haiangriffe im Mittelmeer sind extrem selten.

Seit 1907 wurden in den spanischen Gewässern nur  fünf Menschen von Haien verletzt, der letzte Unfall ereignete sich 1993 an der Costa Blanca, als ein Schwimmer etwa 200 Meter vom Strand entfernt am Fuß verletzt wurde. Nur ein Angriff ging dabei auf das Konto eines weißen Haies. Getötet wurde niemand.

Denn der weiße Hai ist kein alles menschenfressendes Monster, der nur darauf aus ist unbedarfte Schwimmer zu verschlingen. Im Gegenteil:  Er ist ein äußerst vorsichtiger Räuber, der die Gegenwart von Menschen eher meidet. Und das aus gutem Grund, schließlich hat der Mensch seine Art an den Rand der Ausrottung getrieben. Wissenschaftler fürchten, dass der weiße Hai bereits biologisch ausgestorben ist, was bedeutet, dass es mittlerweile zu wenige Exemplare gibt, um den Bestand zu sichern.

Denn der weiße Hai pflanzt sich, wie viele andere Haiarten auch, nur sehr langsam fort. Die Weibchen werden erst mit zwölf bis 14 Jahren geschlechtsreif und bekommen nur alle zwei bis drei Jahre bis zu sieben Junge. Da davon nur sehr wenige überhaupt erwachsen werden, ist es fraglich, ob der weiße Hai noch zu retten ist, und das nicht nur im Mittelmeer, sondern weltweit.

Vor allem die Überfischung macht dem großen Räuber zu schaffen. Fatalerweise haben Mensch und Hai in einem Punkt denselben Geschmack – sie lieben beide Thunfisch.

Der Rote Thun ist im Mittelmeer aber massiv überfischt und steht auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten der Weltnaturschutzorganisation. Nach neueren wissenschaftlichen Studien gibt es heute im Mittelmeer und im Ostatlantik nur noch etwa sechs Prozent der ursprünglich vorhandenen Bestände. Laut einer Studie des WWF (Word Wildlife Fund) wird der rote Thunfisch, auch Blauflossenthunfisch genannt, bis 2012 völlig aus dem Mittelmeer verschwunden sein, wenn Industrie und Verbraucher nichts an ihrem Verhalten ändern.

Und mit ihm verschwinden die großen Räuber. Dadurch wäre das Ökosystem des Mittelmeeres stark gefährdet. Haie übernehmen im Meer die Aufgabe, die an Land Raubtieren wie Löwen oder Wölfen zukommt. Sie töten vor allem schwache oder kranke Tiere und halten den Bestand gesund. Ohne die ökologisch wichtige Kontrolle der Haie ist die gesamte Meeresfauna bedroht.

Die Chance im Mittelmeer auf einen Hai zu treffen und dann auch noch angegriffen zu werden ist äußerst gering. Dabei zu sterben ist eigentlich fast unmöglich, eher ersticken Sie beim Cola trinken an einem Wespenstich.

Die Chance eines Hais, im Schleppnetz eines Fischers zu enden, ist dagegen ungleich größer. Jährlich verenden 70 Millionen Haie als Beifang.

Das war übrigens wahrscheinlich auch der Grund warum die beiden Stumpfnasen-Sechskiemerhaie vor Andratx gefunden wurden. Vermutlich waren sie in die Netze von Garnelenfischern geraten, die auch in großen Tiefen fischen. Weil sie wirtschaftlich keinen großen Wert haben, wurden sie einfach über Bord geworfen, ein trauriges Schicksal, das sie mit hunderttausenden Artgenossen täglich teilen.

 

Fotos: willtu, Kevin Browne, Steve Marquez -  Fotolia.com



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Kommentare

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Antonietta Tumminello | Montag, 19-07-10 08:19

Seit Jahrzehnten werden Haie in allen Weltmeeren erbarmungslos verfolgt. Sie werden mit so genannten Langleinen gefangen, kilometerlangen Fangschnüren, die mit Köderhaken bestückt sind. Besonders grausam ist, dass den Tieren bei lebendigem Leibe die Flossen abgeschnitten werden, um daraus in Südostasien Haifischflossensupee herzustellen. Die verstümmelten Tiere werden - noch lebend - wieder über Bord ins Meer geworfen, wo sie jämmerlich verenden. Doch nicht nur für Suppen, sondern auch für allerlei Pillen und Pülverchen gegen Gelenkbeschwerden und sogar Krebs muss der Hai herhalten. Für diesen Humbug müssen jedes Jahr mindestens 100 Millionen Haie qualvoll sterben. Die gandenlose Überfischung der Weltmeere trifft die Haie besonders. Das Resultat: Von den rund 380 existierenden Haiarten sind 80 bereits vom Aussterben bedroht.

 

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