Puig de Randa: Drei Klöster und ein Berg
Gleich drei Klöster auf einem Berg, das ist auch dann ziemlich viel, wenn er bei den Einheimischen als heilig gilt. Der Puig de Randa, Mallorcas einziger Tafelberg, muss schon etwas Besonderes sein. Auf jeden Fall ist er eines der schönsten Ausflugsziele der Insel.
Auf den Puig de Randa kann man wandern, radeln, oder ganz unsportlich, mit dem Auto hinauf fahren. Auf dem Weg zum Gipfel gibt es aber so viele schöne Plätze und Aussichtspunkte, dass man eigentlich hoch laufen muss, um nichts zu übersehen.
Ausgangspunkt für einen Ausflug zu den drei Klöstern des Berges ist auf jeden Fall das kleine Dörfchen Randa. Von dort aus führt eine vier Kilometer lange Serpentinenstraße bis zum Gipfelplateau des Puig de Randa, der mit seinen 548 Metern Höhe die höchste Erhebung im Inselinneren ist.
Nach dem mallorquinischen Volksglauben ist der Berg innen hohl und wird von vier Säulen gestützt. Man glaubt, dass wenn die Säulen eines Tages zusammenbrechen, ganz Mallorca untergeht. Noch schlimmer: Drei der Säulen sollen schon zerstört sein und die Vierte bereits beschädigt.
Vielleicht hoffte man deshalb ja auf Beistand von oben, als man gleich drei christliche Klöster auf den Berg baute. Der Puig de Randa ist nach Lluc Mallorcas zweitwichtigster Wallfahrtsort und Ausgangspunkt des mallorquinischen Jakobsweges.
Auf dem Weg nach oben kommt man nach etwa 2,3 Kilometern zuerst zum Santuari Mare de Déu de Gracia. Die Anlage, die wie ein Schwalbennest auf etwa 400 Metern unter einem beängstigenden Abhang am Berg „klebt“ stammt aus dem 15. Jahrhundert. Der in Mallorcas Kirchen allgegenwärtige Antoní Gaudi (er war u.a. am Umbau im Innern der Kathedrale „La Seu“ und der Klosterkirche in Lluc beteiligt) wirkte auch an der Kapelle der Eremitage Anfang des 20. Jahrhunderts mit. Die Aussicht über die Südküste der Insel ist schon von hier aus beeindruckend.
Etwas höher, auf 450 Metern, liegt das Santuari de Sant Honorat. Im Jahr 1394 bat Arnau Desbrull, ein mallorquinischer Ritter der 30 Jahre auf dem Berg als Einsiedler gelebt hatte, um die Erlaubnis eine Kapelle zu Ehren des heiligen Honoratus zu bauen. 1670 wurde die heutige Klosterkirche erbaut, das Kloster selbst wurde erst 1890 von Mönchen der „Missioneros de los Sagrados Coracones“ gegründet. Es ist bis heute bewohnt und außer der Kirche nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. In der Herberge des Klosters kann man übernachten, sie wird jedoch hauptsächlich von Seminargruppen genutzt.
Auf dem Gipfel des Berges in 543 Metern Höhe erreicht man schließlich, vorbei an den hässlichen Sendemasten einer Radarstation, das Santuari de Nostra Senyora de Cura. Es ist das wichtigste und bekannteste Kloster des Berges. Wie schon das Santuari de Sant Horat, geht auch dieses Kloster auf Einsiedeleien zurück, 1275 wurde es gegründet.
Besonders eng verbunden ist das Kloster mit dem Namen des mallorquinischen Mönchs, Mystikers, Schriftgelehrten und Phiosophen Ramon Llull, der sich ab 1263 zehn Jahre als Eremit hierher zurückzog und einige seiner wichtigsten Arbeiten schrieb. Im Garten des Heiligtums befindet sich seine Staue. Im Klostermuseum finden sich neben Gemälden und Alltagsgegenständen auch wunderschöne Glasfenster mit Szenen aus dem Leben des Ramon Llull. Es ist ganzjährig Montag bis Samstag von 10-13 Uhr und (auch sonntags) von 16-18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei, es wird aber eine Spende erwartet, die bei etwa 3 Euro pro Person liegen sollte.
Auch in diesem Kloster kann man übernachten. Die Herberge hat 32 Zimmer und ist sehr modern ausgestattet.
Das große Klosterrestaurant ist auf die Touristenströme im Hochsommer eingerichtet, im Innenraum ungemütlich und relativ teuer. Draußen auf der Terrasse sitzt es sich zwar schöner, aber dort ist die Sitzplatzzahl begrenzt. Man sollte dort wirklich nur den „Kaffee zwischendurch“ einplanen.
Schöner ist es, wenn man sich seine Verpflegung mitbringt und sich einen gemütlichen Platz unter den großen Bäumen oder an den steinernen Picknicktischen auf dem Klostergelände sucht.
Der Ausblick vom Gipfel des Berges ist phänomenal und wohl der Hauptgrund, warum jeden Tag tausende Touristen den Berg besuchen. Man hat von hier aus eine Panoramasicht über die gesamte Insel.
Im Norden sieht man Städte und Dörfer wie Inca, Sineu, Muro und Algaida. Bei gutem Wetter reicht die Sicht bis zum Cap de Formentor und Pollença.
Im Osten erkennt man Manacor und Felanitx, an der Küste liegt Cala d’Or, und mit ganz viel Glück erkennt man draußen auf dem Meer die Insel Menorca
Richtet man den Blick nach Westen, erkennt man die Bucht von Palma und dahinter den Beginn des Tramuntana Gebirges, das sich über den gesamten westlichen Horizont bis zum Cap de Formentor zieht. Zwischen Oktober und Dezember, wenn die Luft besonders klar ist, kann man am Horizont Ibiza erkennen.
Im Süden und Südosten liegen Llucmajor, Campos und Santanyi, bei gutem Wetter lässt sich auch die Inselgruppe um Cabrera gut erkennen.
Um die Aussicht so richtig zu genießen, sollten Sie auch einen Spaziergang außerhalb der Klostermauern der Cura machen. Über die Antennen und Radaranlagen muss man dabei einfach hinwegsehen. Wenn Sie Kinder dabei haben, sollten sie etwas aufpassen, die Hänge des Berges sind an manchen Stellen sehr steil. Richten sie das Augenmerk der Kleinen doch einmal auf die Natur in der Umgebung. Auf dem Plateau gibt es viele Eidechsen zu beobachten und mit etwas Glück kann man dort im Spätsommer, passend zum heiligen Berg, auch die eine oder andere Gottesanbeterinnen zu Gesicht bekommen.
Zu Fuß benötigt man für die Strecke etwa 4 Stunden hin und zurück. Wer nicht an der Straße von Randa aus (Ma-5018 Calle de Cura) hinauflaufen möchte, kann auch an der PM-501 in Richtung Llucmajor bei Kilometer 3 auf der rechten Seite in einem Feldweg parken. Von dort führt der Cami Vell de Gràcia in Serpentinen durch einen Steineichenwald hinauf bis zum untersten Kloster Santuari de Gràcia. Danach kann man die Straße leider nicht mehr vermeiden, deshalb ist es ratsam, ganz früh am Morgen aufbrechen, denn schon am späten Vormittag verstopfen Busse die Strecke und die Wanderung wird zu einem Spießrutenlauf zwischen Autoauspuffen und Radfahrern.
Mit dem Rad kommt es ganz auf die Kondition und die Geschwindigkeit an, wie schnell man oben ist. Gut trainierte Radfahrer schaffen die Strecke hinauf in 30 bis 40 Minuten. Sie sollten aber lieber etwas länger einplanen. Nehmen Sie von Randa aus die Ma-5018 (Calle de Cura)bis hinauf auf den Berg, sie führt an allen Klöstern vorbei. Wie auch bei den Wanderern gilt: möglichst früh aufbrechen, sonst macht es keinen Spaß.
Mit dem Auto fahren Sie von Palma aus über die Autopista de Llevant (Ma-19). Bei der Ausfahrt 22 biegen Sie in Richtung Llucmajor/Algaida ab (Ma-6020) Vor Llucmajor ist ein Kreisel, dort fahren Sie in Richtung Algaida/Randa weiter (Ma-19a). Direkt hinter Llucmajor ist ein weiterer Kreisel, auch dort geht es weiter in Richtung Algaida/Randa (Ma-5010). Nach etwa drei Kilometern geht es rechts ab in Richtung Randa (Ma-5017) Folgen Sie der der Beschilderung „Santuari de Cura“.
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